Lebe den Tag : von der Endlichkeit und der Kunst zu leben. - encuadernado, tapa blanda

Europa Verl., München, 1998. 305 S., Pbd.U. (einige Bleistiftanstreichungen.), Endlich leben! -- wer denkt bei diesem Ausruf schon an die Endlichkeit des Lebens? Die meisten werden damit wohl eher den Beginn eines intensiveren, freieren Lebens verbinden. Markus Barth operiert ganz bewußt mit dieser Doppeldeutigkeit. Für ihn ist der bewußte Umgang mit der Endlichkeit, dem Tod, die Voraussetzung für ein intensives Leben. "Es gibt keine Lebenskunst ohne eine Verständigung über den Tod."

Vor diesem Hintergrund hat er "[...] hier ein kleines Panoptikum des gegenwärtigen Todes aufgemacht [...]", mit dem er versucht "[...] unsere Gesellschaft zu verstehen vom Tod her, von der Art, wie mit dem Tod und der Sterblichkeit umgegangen wird [...]."

Kritisch und unterhaltsam beleuchtet er Aspekte des gegenwärtigen Todesverständnisses. Seine Betrachtungen umfassen die Tabuisierung des Todes durch seine Behandlung als Randphänomen und die heutige Rat- und Formlosigkeit im Umgang mit ihm ebenso wie seine Darstellung im Film, den Jugendlichkeitskult, die Friedhöfe im Internet, Seelenwanderung und Sterbehospize. Er reflektiert über den Zusammenhang von Sex, Tod und Liebe, über Organtransplantation und Euthanasie, Todesangst und Todesmut und fordert auf, "endlich zu leben". "Gegen die Überanstrengungen der reinen Gegenwärtigkeit und gegen die Banalisierungen eines Lebens ohne den Tod und die Toten ist dies ein Versuch zur Entlastung und zur Intensivierung unseres endlichen Lebens."

Markus Barths Betrachtungen sind unbequem: Sie machen nachdenklich und konfrontieren mit unserer Endlichkeit, damit wir "endlich leben" lernen. --Roswitha Schmaltz