Widerstand im Dritten Reich : Probleme, Ereignisse, Gestalten. mit Beitr. von Karl Dietrich Bracher . Hrsg. von Hermann Graml / Fischer ; 4319; Teil von: Anne-Frank-Shoah-Bibliothek - Pasta blanda

Die hier versammelten Essays und biografischen Skizzen behandeln das ganze Spektrum vom kommunistischen, sozialdemokratischen und gewerkschaftlichen Widerstand über den institutionellen Widerstand der Kirchen und die vielfältigen Aktivitäten einzelner Personen und Gruppen bis zum Widerstand, der aus der Zusammenarbeit von Offizieren und Zivilisten, von freiheitlich konservativen, christlichen, sozialdemokratischen und gewerkschaftlichen Hitlergegnern hervorging und im gescheiterten Umsturzversuch vom 20. Juli 1944 gipfelte. "Es ist kein Zufall", schreibt Hermann Graml in seiner Einleitung, "dass der erste, der Hitler zu töten versuchte, Georg Elser, bei Vorbereitung und Durchführung des Attentats in völliger Isolierung gehandelt hat." Denn oppositionelle Aktivität war in Deutschland immer nur die Sache von Individuen und kleinen Gruppen, eine breite nationale Widerstandsbewegung gab es nicht. Natürlich war das auch eine Folge des braunen Terrors. Von größerer Bedeutung dürfte allerdings gewesen sein, dass es dem Regime gelang, einen beträchtlichen Teil der deutschen Bevölkerung auf seine Seite zu ziehen und dadurch die oppositionellen Gruppen in der Gesellschaft weitgehend zu isolieren.

Vielen Widerstandskämpfern blieb die öffentliche Anerkennung auch nach 1945 lange versagt. Es ist daher das besondere Verdienst dieses Buches, daran zu erinnern, dass die Angehörigen der Widerstandsgruppen Menschen von ungewöhnlichem Rang gewesen sind, ohne deren Leistung die erbärmlichste Periode der deutschen Geschichte wohl nicht hätte überwunden werden können. --Stephan Fingerle