Albrecht Dürer. 1471 bis 1528.. 2 Bände. - encuadernado, tapa blanda

Die Zeit der Reformation ist von Goethe die einzige genannt worden, in der sich Deutschland einer eigenen vaterländischen Kunst rühmen konnte. Wahrscheinlich trifft dies zu, denn es gab vorher und nachher keine Epoche der deutschen Kunstgeschichte, in der sich das Drängende und Werdende mit gleichem Ungestüm, mit gleicher gestalterischer Kraft in seiner nationalen Besonderheit auszudrücken vermochte. Die Liedersammlungen dieser Zeit überliefern ein poetisches Volksgut, Fastnachtspiele stellen drastisch bürgerliches Leben dar, das geistliche Drama nimmt volkstümliche Gehalte auf. Aber dennoch ist die bildende Kunst gegenüber der Literatur reicher an großen Inhalten, vollkommener auch in ihrer Form. Die Spiele und Dramen waren immer nur wenigen sichtbar, das gedruckte Wort gar erreichte nur eine gebildete Schicht. Die bildende Kunst aber sprach viele an sie war in weit höherem Maße als andere Künste fähig auszudrücken, was die sich entwickelnde Nation in ihrem innersten bewegte. Freilich lässt sich auch für diese Zeit nur schwer eine Formel finden, die das Gemeinsame der Kunst betont. Gewiss aber ist das eine Ende mit besonderer Deutlichkeit in den Werken Dürers enthalten. Wie kein anderer schuf er der Kunst der Reformationszeit ihren wesenseigenen Ausdruck. Dürer vermochte dies, weil er das Pathos der italienischen Renaissancemalerei mit den künstlerischen Traditionen seines Landes und den an sie herangetragenen neuen Bedürfnissen zu verbinden verstand. Er wirkte maßstabssetzend. Sein Werk war so reich und so "voller Figur", dass daraus Zeitgenossen und Nachfolger Anregungen schöpfen konnten, sogar Bildhauer, Erzgießer und Goldschmiede. Das Vorbildliche seines Werkes strahlte weit über die deutschen Grenzen hinaus, seine Schriften las man noch ein Jahrhundert lang in verschiedenen Sprachen.