Gemäldegalerie Berlin - encuadernado, tapa blanda

Es gibt zwei Typen von Ausstellungsführern: Der eine richtet sich an Besucher, die sich zu Hause gründlich auf einen Museumsbesuch vorbereiten wollen. Er beschränkt sich meist auf wenige, ausgewählte Einzelstücke und gibt dazu ausführliche Hintergrundinformationen. Der andere ist als handliches Nachschlagewerk während des Rundgangs gedacht. Er gibt einen allgemeinen Überblick über eine Sammlung und dazu die wesentlichen Daten in Kürze.

Für beide Konzepte sprechen gleichermaßen gute Gründe. Der Prestel-Verlag hat sich in seiner Reihe von Führern durch die bekanntesten deutschen Museen für den zweiten entschieden: Der Cicerone für die Berliner Gemäldegalerie, eine der renommiertesten Sammlungen europäischer Malerei vom 13. bis ins 18. Jahrhundert, stellt auf etwas verlängertem Taschenbuchformat den gesamten Gemäldebestand vor. Dabei folgt er der chronologischen und geographischen Hängung des Berliner Hauses. Der Band präsentiert sich als sachlicher, kompetenter, wohltuend wenig geschwätziger Begleiter: Die Reproduktionen sind notgedrungen kleinformatig aber technisch hochwertig und auf solidem reinweißem Papier gedruckt. Die beigestellten Texte sind allgemeinverständlich geschrieben, verzichten auf die in diesem Genre leider weit verbreitete sprachliche Effekthascherei und geben stattdessen auf jeweils zwischen 20 und 40 Zeilen ausgewählte Informationen zu Herkunft, Bildinhalt und kunsthistorischem Kontext.

Das ist natürlich kein Umfang für ausführliche Exkurse, doch es entspricht durchaus den praktischen Bedürfnissen eines Museumsrundgangs. Mehr kann man im Rahmen eines Museumsführers nicht verlangen. Für die Entscheidung der Herausgeber, jedem Bild in etwa den gleichen Platz einzuräumen, spricht nicht zuletzt, daß so auch die Werke zu ihrem Recht kommen, die weniger prominent sind als der "Mann mit dem Goldhelm" oder Cranachs "Jungbrunnen", die aber eben letztlich den Charakter der Sammlung entscheidend prägen.

Wer mehr über einzelne Gemälde wissen will, findet am Ende des Bandes einige weiterführende Literaturhinweise. Eine kurze Einführung in die bewegte Geschichte des Hauses und der Sammlung, ein Lageplan, ein Künstlerregister und nützliche Informationen über Eintrittszeiten, Preise, Führungen und Rundgänge ergänzen den Band. --Christian Demand